DIE DUNKLE NACHT...
ERZÄHLUNGEN - ca. 160 SEITEN - ERSCHIENEN: DEZEMBER 2020
Anekdoten, Erzählungen, Glossen, Kurzgeschichten – zehn Texte, die den narrativen Ausschnitt einer Welt ergeben, wie sie für den Erzähler war oder gewesen sein könnte: unterhaltsam und beunruhigend.
Über die Existenz in coronalen Zeiten. Von familiären und spirituellen Tragödien. Bis zu erotischen Höhen und Tiefen. Die Nächte dienen den Geschichten wie ein roter Faden… oder als eine Art Blutspur, in der sich das Leben reflektiert.
Sie tanzten um den Brunnen bis weit in die Nacht, manchmal bis zur ersten zarten Morgenröte. Oder bis die Polizeistreife kam, um sie freundlich mahnend nach Hause zu manövrieren. Bis sie zu berauscht waren vom Bier und vom Schnaps oder Joint und trunken vom tiefen, kurzen Glück oder vor noch tieferer Müdigkeit. »Kein Sommer war schöner!« Euphorisches Urteil euphemistischer Art, das jedoch dem Kern der Brunnennächte seine poetische Farbe verlieh. Trotz konkreter oder nur diffuser Ängste aufgrund der Pandemie, in Erinnerung wird er sicher bleiben: als vielleicht zweitbester Sommer…
(Auszug aus SOMMERSCHLAF)
Tara war ein Engel von zarter Zerbrechlichkeit. Sie duftete wie eine exotische Blume nach Vanille und Jasmin. Ihr Papa ruhte neben ihr, spürte sie und wusste, dass das keine eine exakte Beschreibung war. Dieser Duft war einzigartig, nicht in Worte zu fassen – wie eine Köstlichkeit unbekannter Herkunft. Seltene Minuten tiefen Glücks durchfluteten sie, wenn das Mädchen auf seinem Oberkörper lag und er an ihrem Hals und Haar schnupperte. Gemeinsam atmeten sie tief ein und aus, im Einklang mit sich selbst und dem anderen. Für wenige Augenblicke schien sich Tara blütenhaft zu öffnen, um sich – von einem Moment auf den anderen – wieder zu verschließen. Als bei gleichaltrigen Kindern die offenen und natürlichen Phasen des Wachsens begannen, blieb Tara unzugänglich und scheu.
(Auszug aus TARA)
Gesoffen wurde nicht mehr so wie letzte Woche von Mittwoch bis Montag, sondern tatsächlich nur noch von Freitag bis Sonntag, also ein ganz normales Wochenende, wie es alle kennen und mögen. Die konsequente Haltung war aber auch ein bisschen dem Wetter geschuldet, das nicht gerade sommerlich zu nennen war. Es bringt einfach keinen Spaß bei Wind und Regen im Park abzuhängen oder sich aufm Kotti die Kante zu geben. Nur hatte diesen Samstag ausgerechnet Onno Geburtstag, und der hatte gleich vormittags die erste Kiste Sterni spendiert – standesgemäßer Einstieg in eine wahrhaft rauschhafte Nacht. Der Suff war zwar lange eingeplant, aber das Beste war der nächste Tag: kein Kater! Deshalb gab’s zur Matinee auch gleich zwei böhmische Halbe und einen doppelten Birnenschnaps.
(Auszug aus DIE KÖNIGIN VOM KOTTI)
Über die Existenz in coronalen Zeiten. Von familiären und spirituellen Tragödien. Bis zu erotischen Höhen und Tiefen. Die Nächte dienen den Geschichten wie ein roter Faden… oder als eine Art Blutspur, in der sich das Leben reflektiert.
Sie tanzten um den Brunnen bis weit in die Nacht, manchmal bis zur ersten zarten Morgenröte. Oder bis die Polizeistreife kam, um sie freundlich mahnend nach Hause zu manövrieren. Bis sie zu berauscht waren vom Bier und vom Schnaps oder Joint und trunken vom tiefen, kurzen Glück oder vor noch tieferer Müdigkeit. »Kein Sommer war schöner!« Euphorisches Urteil euphemistischer Art, das jedoch dem Kern der Brunnennächte seine poetische Farbe verlieh. Trotz konkreter oder nur diffuser Ängste aufgrund der Pandemie, in Erinnerung wird er sicher bleiben: als vielleicht zweitbester Sommer…
(Auszug aus SOMMERSCHLAF)
Tara war ein Engel von zarter Zerbrechlichkeit. Sie duftete wie eine exotische Blume nach Vanille und Jasmin. Ihr Papa ruhte neben ihr, spürte sie und wusste, dass das keine eine exakte Beschreibung war. Dieser Duft war einzigartig, nicht in Worte zu fassen – wie eine Köstlichkeit unbekannter Herkunft. Seltene Minuten tiefen Glücks durchfluteten sie, wenn das Mädchen auf seinem Oberkörper lag und er an ihrem Hals und Haar schnupperte. Gemeinsam atmeten sie tief ein und aus, im Einklang mit sich selbst und dem anderen. Für wenige Augenblicke schien sich Tara blütenhaft zu öffnen, um sich – von einem Moment auf den anderen – wieder zu verschließen. Als bei gleichaltrigen Kindern die offenen und natürlichen Phasen des Wachsens begannen, blieb Tara unzugänglich und scheu.
(Auszug aus TARA)
Gesoffen wurde nicht mehr so wie letzte Woche von Mittwoch bis Montag, sondern tatsächlich nur noch von Freitag bis Sonntag, also ein ganz normales Wochenende, wie es alle kennen und mögen. Die konsequente Haltung war aber auch ein bisschen dem Wetter geschuldet, das nicht gerade sommerlich zu nennen war. Es bringt einfach keinen Spaß bei Wind und Regen im Park abzuhängen oder sich aufm Kotti die Kante zu geben. Nur hatte diesen Samstag ausgerechnet Onno Geburtstag, und der hatte gleich vormittags die erste Kiste Sterni spendiert – standesgemäßer Einstieg in eine wahrhaft rauschhafte Nacht. Der Suff war zwar lange eingeplant, aber das Beste war der nächste Tag: kein Kater! Deshalb gab’s zur Matinee auch gleich zwei böhmische Halbe und einen doppelten Birnenschnaps.
(Auszug aus DIE KÖNIGIN VOM KOTTI)